Das Beispiel Krebs

von Manfred D. Kuno 

In der DDR starben jährlich fast 40.000 Menschen an Krebs, nahezu ein Drittel von ihnen war jünger als 40 Jahre. Die Verhältnisse in der Alt-BRD waren prozentual dieselben. 400 mal täglich mußte die Diagnose ,,Krebs“ gestellt werden.

Jeden vierten Menschen ereilt diese Krankheit im Laufe seines Lebens, im internationalen Durchschnitt leben 5 Jahre nach der Diagnose-Stellung noch etwa 40 % der Patienten – und werden ungeachtet der Tatsache, daß sich ihre Zahl in den nächsten Jahren weiter drastisch reduziert, offiziell als ,,geheilt“ abgerechnet. An dieser ,,Erfolgsbilanz“ hat sich trotz Chemotherapie und Bestrahlung in den letzten Jahren nichts Wesentliches geändert.

Manfred D. Kuno, Heilpraktiker in Berlin (West), wertet im folgenden Vortrag – gehalten auf einer Veranstaltung des ich e.V. im Mai 91 in Berlin (Ost) – seine Erfahrungen mit der ganzheitlichen Krebstherapie aus.

*** 

Als mich die Veranstalter des heutigen Seminars vor etlichen Wochen fragten, ob ich nicht Zeit und Lust hätte, im Rahmen einer Veranstaltung zum Thema „Ganzheitliche Medizin“ über Grundlagen und Inhalte meiner Arbeit mit Krebskranken und Sterbenden zu sprechen, sagte ich zunächst ohne lange zu zögern zu, dachte ich doch damals noch, was wäre einfacher, als meine täglichen Arbeitsabläufe und diesbezüglichen Gedanken vorzutragen.

Zudem wägte ich mich in der Sicherheit desjenigen, der es gewohnt ist, Vorträge zur Thematik der Ganzheitlich-Biologischen Krebsbehandlung zu halten, und noch dazu eine diesbezügliche Zeitschrift („Krebsforum“, – A. P.) seit 6 Jahren herausgibt.

Ich vergaß das Ganze dann auch schnell wieder, denn ich war mir der vorzutragenden Inhalte ja durchaus bewußt und sicher.

Vor einigen Tagen begann ich dann, eine erste kurze Gliederung des heutigen Vortrages zu skizzieren und stellte sehr schnell fest, daß dieser Vortrag doch eine größere Herausforderung für mich sein würde, als ich dies anfangs angenommen hatte.

Dies hatte mehrere Gründe: Zum einen spreche ich heute erstmals in dem Teil meiner Geburtsstadt, der mir während meiner Kindheit verwehrt war, der zu meiner Jugendzeit als verschlossenes, aber nichtsdestotrotz (oder gerade deshalb?) leuchtendes Symbol eines real existierenden Sozialismus vor die Nase gemauert war, der mich in der Zeit der ,,Revolution“ in der DDR und des Falls der Mauer angesichts des Bildes anwiderte, das sich mir ein Volk bot, welches im Begriff war, statt eines Weges des aufrechten Ganges, sich in das hübsch hergerichtete Bett eines neuen Zuhälters zu legen, dessen Name identisch ist mit einer bekannten Gemüsesorte, der Teil meiner Stadt, der mir heute angesichts der Massivität von Kälte, Fremdenhaß und Rassismus jegliche Lust des Kennenlernens nimmt.

Heute hier zu sprechen macht mir ein Gefühl von Beklemmung.

Doch auch andere, thematisch-inhaltliche Gründe erwiesen sich plötzlich als Katalysatoren eines Denkprozesses in mir, der meine Ansätze, schlicht über meine tägliche Arbeit zu berichten, einfach ,,über den Haufen“ theoretisierte. Wieder einmal (wie gewohnt) über die Möglichkeiten zu berichten, die mit biologischen Präparaten bei einer lebensbedrohlichen Erkrankung wie Krebs bestünden, schien mir zunehmend unmöglich.

Stattdessen fielen mir diejenigen meiner Patienten ein, die allen intensiven Bemühungen zum Trotz verstorben sind, diejenigen, die nach allen klinischen Massakern mit Chemo- und Strahlentherapie zu mir kamen in der Hoffnung, daß die ,,andere Medizin“ sie nun am Ende aller wissenschaftlichen Möglichkeiten aus der Zwangsläufigkeit des Sterbens herausführen könnte – und die dann trotzdem starben, wie ein Teil von mir mit jedem dieser Menschen auch starb.

Es drängte mich in den letzten Tage nach längerer Zeit wieder einmal, neben meinen täglichen Überlegungen zur Einstellung von Behandlungsstrategien für meine Patienten, die alten Bücher, die alten eigenen Aufsätze und schriftlich fixierten Polemiken gegen die dogmatische Schulmedizin hervorzuholen, es drängte mich wieder dazu, die Motivationen und theoretischen Konzept meines Handelns anzuschauen und neu zu überdenken.

Erfurt fiel mir dieser Tage wieder ein, der 18. 2. 90, Gründungskongress der Krebsliga der DDR – heute muß man wohl besser sagen: Krebsliga der neuen Bundesländer, obgleich mir dieser usurpatorische Begriff weiterhin nur gegen den vehementen Widerstand meiner Stimmbänder über die Zunge kommt.

Dort in Erfurt war ich zu einem Vortrag geladen, um vor versammelter Prominenz der schulmedizinischen Onkologie (inklusive der Deutschen Krebshilfe Bonn) über meine Erfahrungen in der Biologischen Krebsbehandlung zu sprechen.

Im Rahmen dieser (insgesamt etwa 20) Referate, die im wesentlichen geprägt waren durch die schillernde Darstellung der Möglichkeiten der zukünftigen Krebsforschung in der DDR mittels westlichen knowhows und westlicher Technologie, fiel mir ein spontaner Redebeitrag eines jungen Mannes auf, der es wagte, die üblicherweise ein Veranstaltung beendenden Worte des Vorsitzenden ,,Ich denke wir können zum Schluß kommen, oder gibt es noch Redebeiträge?“ mit einem zaghaft in die Höhe gehaltenen Finger zu konterkarieren, der so zitterte, daß keiner den jungen Mann übersehen konnte.

Am Rednerpult erzählte dieser 20jährige Mann aus Erfurt seine kurze und dramatische Geschichte: Er erzählte seinen kurzen Lebensweg, der durchdrungen war von der Liebe zu seinem sozialistischen Mutterland, das zu schützen und zu verteidigen sein vehementester Wunsch gewesen sei.

Bestärkt durch Schule, Eltern und Partei, begann dieser junge Mann eine rasche und steile Karriere als Offizier im Nachrichtendienst der NVA, bis er kurz vor dem Zusammenbruch der DDR an Hodenkrebs erkrankte.

Die folgenden Behandlungen mit Operation (was in diesem Fall die operative Kastration bedeutet) und diverser Chemotherapien, die sich im Aussehen des Mannes niedergeschlagen hatten, vor allem aber der Zusammenbruch dessen, was Sinn und Inhalt dieses Menschen ausgemacht hatten, nämlich des sozialistischen Systems, machten diesen Mann mit 20 Jahren zu einen innerlichen und äußerlichen Greis.

Dazu kamen die Erfahrungen, die er machen mußte, als die bis dahin behandelnde onkologische Poliklinik der NVA von den ärztlichen Genossen befreit wurde und er zu spüren bekam, was man nun von NVA-Offizieren zu halten hatte – das, was in Deutschland so schnell zu einer Tendenz werden kann: Haß und Rache.

Ich lud diesen Mann zu mir nach Westberlin ein, zweimal kam er auch, und wir hatten zwei lange, sehr intensive Gespräche miteinander.

Die Erkrankung war trotz aller ärztlichen Bemühungen fortgeschritten, was aus einer ganzheitlichen Sichtweise nicht verwundert.

Was ich spürte in unseren Gesprächen, war eine tiefe Sehnsucht nach Ruhe, die sich vielleicht in der Zwischenzeit durch den Tod dieses Menschen erfüllt hat – ich weiß es nicht, denn ich habe ihn seit langer Zeit nicht mehr gesehen.

Ich habe diese Einleitung gewählt, weil ich versuchen wollte, schon in meinen ersten Sätzen die Weite des Rahmens anzudeuten, der den Begriff Ganzheitliche Medizin aus meiner Sicht umspannt.

Ich möchte im Beginn meines heutigen Vortrages eines deutlich machen, was im Zusammenhang mit dem Begriff der Ganzheitlichen Medizin allzu oft vergessen oder aus Bequemlichkeit verdrängt wird: die Erfahrung nämlich, daß die Entstehungsmechanismen von Erkrankungen ganz generell und der Krebskrankheit im besonderen in Zusammenhängen zu sehen, zu begreifen und zu behandeln sind, die den Rahmen der herkömmlichen Medizin sprengen und sich auf alle Daseins-Ebenen des Menschen und seiner Umwelt beziehen müssen, um tatsächlich ganzheitlich sein zu können. Die Verabreichung biologischer Präparate in der Krebsbehandlung wird dann zwangsläufig unnütz sein, wenn die psychischen, sozialen, philosophischen und religiösen Strukturen und Hintergründe des betroffenen Menschen unbeachtet bleiben.

Wir können heute durchaus eine nebenwirkungsfreie oder ,,sanfte Therapie“ von Krebskrankheiten anbieten, es ist auch ohne Frage möglich, die beim Krebskranken vorliegenden Störungen der Immunabwehr durch therapeutische Maßnahmen wieder zu stabilisieren, die Effektivität dieser Therapie ist aber direkt abhängig von der Fähigkeit und Bereitschaft des Therapeuten, nicht nur die körperlichen Symptome, sondern auch und gerade die psychosozialen Äußerungen des Patienten zu registrieren und in die Behandlung einzubeziehen.

Was ich damit konkret meine, ist, daß die ausgefeilteste Biologische Therapie ohne ausreichende, also heilende Wirkung sein wird, wenn der Betroffene sich aufgrund psychosozialer Probleme innerlich entschieden hat, zu sterben.

Und dieses Phänomen ist gerade bei Krebskranken mit den dort häufig zu findenden schweren Einbruchserlebnissen und psychosozialen Krisen ein Epiphänomen, dem noch immer zu wenig Beachtung und Bedeutung beigemessen wird.

In keinem anderen Erkrankungsbild habe ich in meinen 11 Jahren Praxistätigkeit eine solche Konzentration von Gesprächen über den Sinn des Lebens, über die Sehnsucht nach Ruhe und Tod, über die Anstrengungen, die das funktionalistische Lebensprinzip Krebskranker erfordert, gefunden.

In der Krebskrankheit, und dies ist eine Art Resume‘ meiner Arbeit, entwickelte sich im Verlaufe von Jahren oder Jahrzehnten eine tiefverwurzelte Auseinandersetzung zwischen Sehnsucht nach menschlichem Leben und Funktionalismus des Alltagslebens, zwischen Lebensgier und Todessehnsucht, die unbearbeitet, also ungelöst in einer konsequent sich selbst vernichtenden Krankheit eskaliert.

Die Krebskrankheit ist also, wenn das Prinzip zugrundegelegt wird, in vielen Fällen eine Art langsamer, aber konsequenter Selbstmord aus innerer und unbewußter Zerrissenheit, Einsamkeit und Verzweiflung.

Das hierfür typische Bild einer Patientin in den Mittdreißigern, die an ihrem Funktionalismus in Beruf, Ehe und Gesellschaft zu zerbrechen droht, ohne dieses Problem bewußt konfrontativ be- und verarbeiten zu können, die diesen Konflikt dann in Form eines Tumors auf die organische Ebene verschiebt und dann entweder an dem unbewältigten Konflikt stirbt, oder aber mit therapeutischer Hilfe aus ihrem Funktionalismus, d. h. aus Ehe, Beruf, Gesellschaftsverpflichtungen ausbricht und damit eine Heilung einzuleiten in der Lage ist, dieses Bild zeigt sich mir tagtäglich in der Praxis bei meinen vorwiegend weiblichen Patienten.

Als sehr typische autobiographische Beschreibung dieses Spannungsfeldes möchte ich Ihnen einige Sätze aus dem Buch MARS von Fritz Zorn vorlesen, der die Entstehung und den Verlauf seiner Krebserkrankung, an der er dann letztendlich verstarb, kennzeichnend beschreibt: 

„Ich bin jung, reich und gebildet; und ich bin unglücklich, neurotisch und allein. Ich stamme aus einer der allerbesten Familien des rechten Zürichseeufers, das man auch die Goldküste nennt. Ich bin bürgerlich erzogen worden und mein ganzes Leben lang brav gewesen. Meine Familie ist ziemlich degeneriert, und ich bin vermutlich auch ziemlich erblich belastet und milieugeschädigt.

Natürlich habe ich auch Krebs, wie aus dem vorher Gesagten eigentlich selbstverständlich hervorgeht.

Mit dem Krebs hat es nun aber eine doppelte Bewandtnis: einerseits ist er eine körperliche Krankheit, an der ich mit einiger Wahrscheinlichkeit in nächster Zeit sterben werde, die ich aber vielleicht auch überleben und überwinden kann; andererseits ist er eine seelische Krankheit, von der ich nur sagen kann, es sei ein Glück, daß sie endlich ausgebrochen sei.

Ich meine damit, daß es bei allem, was ich von zuhause auf meinen unerfreulichen Lebensweg mitbekommen habe, das bei weitem Gescheiteste gewesen ist, was ich je in meinem Leben getan habe, daß ich Krebs bekommen habe.

Ich möchte damit nicht behaupten, daß der Krebs eine Krankheit sei, die einem viel Freude macht.

Nachdem sich mein Leben aber nie durch sehr viel Freude aus gezeichnet hat, komme ich nach prüfendem Vergleich zum Schluß, daß es mir, seit ich krank bin, viel besser geht, als früher, bevor ich krank wurde.

Das soll nun nicht heißen, daß ich meine Lage als besonders glückhaft bezeichnen wollte.

Ich meine damit nur, daß zwischem einem sehr unerfreulichen Zustand und einem bloß unerfreulichen Zustand der letztere dem ersteren doch vorzuziehen ist.(1) 

Bei dieser bewegenden Beschreibung dessen, was Fritz Zorn als seinen Weg zum Krebs versteht, wird deutlich, daß unsere Begrifflichkeiten von Wohlbefinden, Geborgenheit und Gesundheit ad absurdum geführt werden.

Was verstehen wir denn unter dem Begriff Gesundheit?

Die Definition von Gesundheit durch die WHO lautet starr und kalt: ,,Gesundheit ist der Zustand des völligen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens“ – Faktoren, die für die Geschichte von Fritz Zorn zweifelsfrei zutreffen.

Und trotzdem erkrankt Fritz Zorn an einer tödlichen Erkrankung und erkennt seine psychosoziale Hintergrundgeschichte als verursachend und den Ausbruch dieser Krankheit als Akt der Befreiung von den Einsamkeit, Kälte und Oberflächlichkeit produzierenden Strukturen einer nach außen Sicherheit und Wohlbefinden signalisierenden Familienstruktur.

Die Definition des Begriffs Gesundheit, die auf dem Evangelischen Kirchentag in Düsseldorf 1985 festgelegt wurde, erscheint da schon lebendiger und treffender:

“Gesundheit ist eine Sehnsucht nach Leben. Sie ist die Kraft, mit den Stärken und Schwächen, Krisen und Konflikten, in kranken und gesunden Tagen, mit Begabungen und Behinderungen, lebendigen Widersprüchen und Spannungen zu leben.“

Und der Begriff des Lebens? Eine Freundin von mir beschreibt dies so:

,,Zum Prozeß eines lebendigen Lebens gehört es auch, zu wissen, daß das, was ich tue, sinnvoll ist. Daß ich wichtig bin und mich lebendig spüre, daß ich Liebe geben und Liebe empfangen kann, und Glück und Freude spüre. Aber auch Schmerz, Trauer, Angst und Verzweiflung.“

Diese Freundin, die als Psychologin in der Krebstherapie arbeitet, versteht die Entstehung der Krebskrankheit aus der Sicht der Psychologie als die strukturelle Unfähigkeit von Menschen, böse zu werden.

Und tatsächlich erscheinen die psychischen Strukturen Krebskranker auffällig häufig als Strukturen des biederen, braven und gut zu handhabenden Objektes, welches die Wünsche, Sehnsüchte und Bedürfnisse ausschließlich des anderen zu erfüllen bemüht ist.

Insofern ist das Bemühen um die Einleitung der Heilung einer Krebserkrankung nur nebensächlich eine Frage der richtigen und gezielten Medikation und hauptsächlich die Frage, ob es gelingt, dem Krebskranken zur Betrachtung und Umsetzung seiner innersten und tiefsten Sehnsüchte und Bedürfnisse zu verhelfen.

Das Ziel einer solchen Behandlung – besser sollten wir uns als Therapeuten statt als Behandler, als Begleiter verstehen – das Ziel also sollte ein Zustand sein, der als Gesundheit begriffen wird und von Karl Marx wie folgt bezeichnet wird: ,,Die Gesundheit, als der identische Zustand, vergißt sich von selbst, da ist gar keine Beschäftigung mit dem Körper; diese Differenz beginnt erst in der Krankheit.“(2) 

Damals in Erfurt habe ich zur Einleitung meines Vortrages eine Passage aus der Abhandlung des von mir sehr verehrten Friedrich Nietzsche zur Wissenschaft vorgelesen, die bei den anwesenden Fachmedizinern lediglich Unverständnis hervorrief.

Wenn aber diese Mediziner sich nach meinem Vortrag zugeraunt haben: ,,Der ist doch verrückt“, dann kann ich nur feststellen, daß ich mit meinen Worten nur richtig gelegen haben kann, denn Medizin aus ganzheitlicher Sicht betrachten zu wollen, erfordert die Einnahme einer ver-rückten, also vom einengenden Korsett der herrschenden Wissenschaft weggerückten Betrachtungsebene. Ich will Ihnen diese Wissenschaftskritik Nietzsches nicht vorenthalten, da sie mir das Spannungsfeld von Mensch und Medizin auf den Punkt zu bringen scheint:

,,Die Wissenschaft verhält sich zur Weisheit, wie die Tugendhaftigkeit zur Heiligung: sie ist kalt und trocken, sie hat keine Liebe und weiß nichts von einem tiefen Gefühl des Ungenügens und der Sehnsucht. Sie ist sich selbst ebenso nützlich, als sie ihren Dienern schädlich ist, insofern sie auf dieselben ihren eigenen Charakter überträgt und damit ihre Menschlichkeit verknöchert. Solange unter Kultur wesentlich die Förderung der Wissenschaft verstanden wird, geht sie an dem leidenden Menschen mit unbarmherziger Kühle vorüber, weil die Wissenschaft überall nur Probleme der Erkenntnis sieht, und weil das Leiden innerhalb ihrer eigenen Welt etwas Ungehöriges und Unverständliches, also höchstens wieder ein Problem ist.

Man gewöhne sich aber nur erst daran, jede Erfahrung in ein dialektisches Frage- und Antwortspiel und in eine reine Kopfangelegenheit zu übersetzen: es ist erstaunlich, in wie kurzer Zeit der Mensch bei solcher Tätigkeit ausdorrt, wie er bald fast nur noch mit den Knochen klappert.

Jeder weiß und sieht das: wie ist es also nur möglich, daß trotzdem die Jünglinge keineswegs vor solchen Knochenmenschen zurückschrecken und sich immer von neuem wieder blindlings und wahl- und maßlos den Wissenschaften übergeben?

Dies kann doch nicht vom angeblichen ,,Trieb zur Wahrheit“ herkommen, denn wie sollte es überhaupt einen Trieb nach der kalten, reinen und folgenlosen Erkenntnis geben können?“(3) 

Moderne Schulmedizin gegen Ganzheitsmedizin – eine Standortbeschreibung

Spätestens seit Beginn der Ära der Mikroskopie und der Mikrobiologie, d. h. der Zeitepoche, mit der sich für die Medizin die Möglichkeit eröffnete, die fraglos faszinierenden Vorgänge menschlicher Zellstruktur und Zellaktivität zu beobachten (und später zu beeinflussen), seit Beginn der Epoche der Entwicklung der Antibiotika, mit deren Hilfe eine Vielzahl menschheitsbedrohender Seuchen und Epidemien behandelbar wurden und die Medizin sich nahezu zwangsläufig in ein monokausales Denksystem des Ursache-Wirkungs-Prinzips und der Allmachtsphantasie begab, trennt ein mehr oder weniger tiefer Graben die Denk- und Handlungsansätze zweier sehr unterschiedlicher ,,Schulen“.

Fundamentiert durch Rudolf Virchow und verfestigt durch dessen Schüler steht die heutige moderne Hochschulmedizin unter dem Zwang, alles und jedes von der menschlichen Norm Abweichende behandeln und ,,in den Griff kriegen“ zu müssen.

Die Schulmedizin besitzt von sich selbst die Überzeugung übermenschlicher Omnipotenz und muß in diesem Zusammenhang in der Konfrontation mit unheilbaren Erkrankungen versagen, weil sie die Existenz unheilbarer Erkrankungen nicht versteht, weil sie sich um eines bemüht, was ihr nicht gelingen kann, nämlich den Tod zu töten.

Die Gegenwart des Todes in der Auseinandersetzung mit Krebs- und AIDS-Kranken führt entweder zur Verdrängung des Todesbegriffes (und in dieser Verdrängung verharrt m. E. die moderne Schulmedizin) oder zur tiefen Auseinandersetzung mit dem Tod.

Letzteres kann nur von einem „verrückten“ Standpunkt aus geschehen, da wir Europa in einer Gesellschaft leben, die den Tod verdrängen und isolieren muß, um funktionieren zu können.

Und wie geht es mir selbst in der täglichen Beschäftigung, der täglichen Anwesenheit des Todes?

Ich empfinde und spüre das Gewicht und die Größe des Todes in jedem Moment, in dem ich Sterbende bis ganz zuletzt begleiten kann, begleiten darf.

Ich vergleiche die Situation, in der der Tod unmittelbar im Raum ist, in der der Tod zwischen meinem Patienten und mir steht als einen Moment, der mich an Situationen in meiner Kindheit erinnert: die Faszination und der Schrecken, die einen kleinen Menschen angesichts einer Geisterbahn auf einem Jahrmarkt befallen, die man das erste Mal allein zu durchfahren beabsichtigt.

Als kleiner Junge saß ich allein in dem Wagen, der sich auf die sich automatisch öffnende Tür zu bewegte, hinter der alles und jedes möglich schien, und das die vielfältigsten emotionalen Erwartungen beinhaltete: Angst, Lust, Schrecken, Erregung. Die Spannung im Angesicht dessen, was dieses sich öffnende Tor verhieß, die mich damals sicher auch meinen Geburtsvorgang unbewußt wiederholen ließ, schien mir unerträglich und unausweichlich zugleich.

Vor dieser Situation steht jeder Sterbende, wenn auch hier die Sicherheit der Ausgangstür nicht gewährleistet ist, die Anspannung und die Konzentration auf das Kommende also ungleich stärker sind.

Ich lerne in der Begleitung Sterbender zunehmend Wichtiges von Unwichtigem zu trennen, wobei mir dies allerdings das Leben nicht leichter, sondern schwerer macht – das Leben unter Menschen, die den Tod weitestgehend verdrängen, obgleich er sie ständig umgibt, macht mich zu einem scheinbaren Sonderling.

Es ist eine erschreckende, aber für mich immer wieder erfahrbare Wahrheit, daß Krebs- und AIDS-Kranke, also Menschen mit vermeintlich oder wirklich tödlichen Erkrankungen in die Isolation gezwungen werden und diese Isolation bezieht auch diejenigen mit ein, die als Angehörige oder Therapeuten auf die Konfrontation mit dem Tod sich einzulassen bereit sind.

Norbert Elias schreibt über diese Situation in seinem Buch ,,Über die Einsamkeit der Sterbenden“:

,Der Begriff der Einsamkeit bezieht sich auch auf einen Menschen inmitten vieler anderer, für die er selbst ohne jede Bedeutung ist, für die es gleichgültig ist, ob er existiert oder nicht existiert, die die letzte Gefühlsbrücke zwischen sich selbst und ihm abgebrochen haben.

Die Stadtstreicher, die Methylalkoholiker, die in einem Türeingang sitzen, während die geschäftigen Fußgänger an ihnen vorbeigehen, gehören in diese Gruppe.

Die Gefängnisse und Folterkammern der Diktatoren sind Beispiele für diese Art von Einsamkeit.

Der Weg zu den Gaskammern ist ein anderes.

Kinder und Frauen, junge und alte Männer wurden hier nackt dem Tode entgegengetrieben von Menschen, die jedes Empfinden der Identität, jedes Mitempfinden abgebrochen hatten.

Da überdies diejenigen, die hilflos in den Tod Getriebenen auch zumeist noch selbst durch Zufall zusammengewürfelt und einander unbekannt waren, war jeder von ihnen, mitten unter Menschen, in höchstem Maße einsam und allein.

Das extreme Beispiel mag daran erinnern, wie fundamental die Bedeutung der Menschen für Menschen ist.

Es weist zugleich darauf hin, was es für Sterbende bedeutet, wenn sie (noch lebend) fühlen müssen, daß sie von den Lebenden bereits aus ihrer Gemeinschaft ausgeschlossen sind.“(4)

Die Krebstherapie der modernen Schulmedizin

Der sich selbst als omnipotent begreifende Bereich der Medizin, den ich wertfrei als ,,Schulmedizin“ bezeichnen möchte, ist heute in der Behandlung der Tumorerkrankungen zweifelsfrei in einigen Bereichen segensreich für den an Krebs Erkrankten.

So können und müssen die modernen Techniken der Tumorchirurgie, der Strahlenphysik und der Behandlung mit den verschiedenartigsten Zellgiften in der Chemotherapie als Fortschritt bezeichnet werden, was die Möglichkeit der Tumorentfernung und Tumorreduzierung betrifft. Dabei denke ich vor allem an die Möglichkeit, leukämiekranke Kinder heute mittels Chemotherapie faktisch zu heilen.

Trotz dieser Entwicklung der letzten sechs Jahrzehnte, trotz Milliarden-Investitionen in diese Krebsforschung, zeigt sich im Bereich der heutigen ,,Problemtumore“, vor allem also im Bereich der sogenannten epithelialen Tumore (Lungentumore, Brustkrebs, Tumore des Magen-Darm-Traktes, Hautkrebs) eine langsam, aber ständig steigende Zahl an Krebsneuerkrankungen und -todesfällen.

Die Heilungsrate dieser Tumorformen liegt nach Berechnungen von U. Abel (ehem. Mitarbeiter des Deutschen Krebsforschungszentrum, Heidelberg) beispielsweise mit den Möglichkeiten der Chemotherapie bei ca. 4 % – ein verheerendes Ergebnis von sechs Jahrzehnten intensivster Forschungsbemühungen.

Wo liegt der Grund für dieses Versagen? 

Die Antwort kann uns möglicherweise ein kritischer Blick auf die Krebs-Behandlungsstrategie der Schulmedizin liefern.

Entsprechend den Denkmodellen der durch R. Virchow postulierten Zellularpathologie, nach der Ursache und Lokalisation jeder Erkrankung, also auch der Krebskrankheit, innerhalb der Zelle zu suchen und zu finden sei, orientiert sich die moderne Onkologie in ihrer Therapie an der entarteten Zelle.

Eine Krebserkrankung ist schulmedizinisch erst vorhanden, wenn bösartige Zellstrukturen vorliegen, als Behandlungserfolg wird der Zustand benannt, in dem der Betroffene Tumorzell-frei ist (oder scheint).

Die moderne Onkologie erschöpft sich in einem Turmorzell-fixierten 4-Punkte-Programm:

1. Sicherung eines Tumors. Die Sicherung eines Turmorgeschehens ist mit den heutigen modernen bildgebenden Verfahren erst möglich, wenn der Tumor einen Durchmesser von ca. 2 cm erreicht hat, was die Anwesenheit mehrerer Milliarden Tumorzellen bedeutet.

Aus ganzheitlicher Sichtweise handelt es sich hier nicht um eine ,,Früherkennung“, sondern um die klinische Erfassung einer Erkrankung in fortgeschrittenem Stadium.

2. Entfernung des Tumorgeschehens mittels operativer Therapie, Strahlen- oder Chemotherapie.

Dabei wird meines Erachtens das Krebsgeschehen in eine klinisch unsichtbare Phase ,,zurückgeschnitten“.

3. Ersetzung der durch die Therapie verlorengegangenen Substanzen (Minerale, Vitamine, Spurenelemente, Blut, Flüssigkeit), also eine Behandlung der durch die Therapie hervorgerufene Nebenwirkungen.

4. Wartephase. Der Patient wird in bestimmten Abständen Kontrolluntersuchungen unterzogen, die im schlechtesten Fall die Sicherung eines neuen Tumorgeschehens erwarten lassen, dies bedeutet eine Phase des bangen Wartens von Arzt und Patient auf mögliche Rezidive oder Metastasen.

Im schlechtesten Fall kommt es dann also zur Rückkehr zu Punkt 1., also die neuerlichen Sicherung eines Tumorgeschehens, was die Wiederholung des vorgenannten Schemas nach sich ziehen und spätestens jetzt den Heilungsanspruch der modernen Onkologie ad absurdum führt.

In diesem Zusammenhang muß beachtet werden, daß die durch Krebs verursachten Todesfälle zu über 80 % nicht durch den Primärtumor, sondern durch Rezidive, Metastasen und Zweit- und Dritt-Tumore versursacht werden, wobei makabrerweise die gefürchtete Zweit- und Dritt-Tumoren Folgen der ,,erfolgreichen“ Erstbehandlung, z. B. mit radioaktiven Strahlen und/ oder zytostatischen Zellgiften sein können, die ja ihrerseits krebserregend sind.

Allermeist in dieser Phase der Erkrankung, d. h. nach dem Gewahrwerden, daß die Entfernung eines Tumors nicht identisch ist mit der Heilung der Krebskrankheit, kommen die Patienten in unsere Praxis, um die Effektivität der isoliert-schulmedizinischen Behandlung zu hinterfragen und andere, begleitende Wege einzuschlagen.

Unser Anliegen in dieser Situation ist durch das folgende Denk- und Handlungssystem gekennzeichnet, welches die fünf Bereiche

– Tumortherapie

– Immuntherapie

– Stoffwechselbehandlung

– psychoonkologische Maßnahmen und

– Konstitutions-Stabilisierung umfaßt.

Im zentralen Blickfeld der Maßnahmen in unserer Praxis steht das menschliche Immunsystem, welches im Falle der Krebserkrankung als Spiegel aller Lebensabläufe angesehen werden kann.

Da der menschliche Organismus aus unserer Sicht ein in allen Lebensbereichen miteinander vernetztes und miteinander kommunizierendes lebendiges System darstellt, schlagen sich Veränderungen, Irritationen, Einbrucherlebnisse und organische Erkrankungen in diesem System nieder.

So ist es durchaus möglich, psychische Streßsituationen in einer hiermit korrelierenden Störung von Abwehrleistungen in der immunologischen Diagnostik zu erkennen und zu verfolgen. Das gleiche gilt selbstverständlich für somatische Erkrankungen.

Wir haben aus diesen Erfahrungen in den letzten Jahren in unserer Praxis die Konsequenz gezogen, daß neben den psychosozialen Hintergründen der Krebskrankheit die Funktion und der Zustand des lmmunsystems gleichgewichtig in ein Ganzheitliches Konzept der Behandlung einbezogen werden müssen.

Krebs und Immunsystem 

Wie wir heute wissen, ist die Entwicklung bösartiger Tumorzellen keine Ausnahme, sondern eine biologische Normvariante des Lebens. Dies bedeutet, daß die Ausprägung von Tumorzellen in jedem von uns tagtäglich stattfindet.

Bei der sich im Menschen täglich abspielenden milliardenfachen Zellteilung und Zellneubildung, z. B. im Bereich der Haut und Schleimhäute, Hautanhanggebilde (Haare, Nägel), aber auch und gerade nach Verletzungen beim sogenannten ,,reparativen Wachstum“, kommt es im Menschen zur Ausprägung von unkontrollierten Zellteilungen, zur Bildung von Tumorzellen, die ihre eigentlich gewebliche Funktion nicht ausüben und eine unkontrollierte Teilung beginnen.

Unter normalen (gesunden) Verhältnissen wird diese unkontrollierte Zellteilung jedoch von dem Teil des Körpers registriert, den wir Immunsyster nennen.

Die verschiedenen Abwehrsystem erkennen diese Zellen als ,,fremd“ oder aber als ,,schädigend“ und eliminieren diese aus dem Körper.

Entwicklung des Immunsystems 

Das menschliche Immunsystem unterliegt nicht nur tagtäglichen Schwankungen, die abhängig sind von den verschiedensten, inneren und äußeren Einflüssen (Eindringen und Ausbreiten von Bakterien, Viren und Pilzen, radioaktive Einwirkungen, psychische und körperliche Streßsituationen, Lebens- und Ernährungsgewohnheiten etc.), dieses System unterliegt auch einem biologischen Lebenszyklus, der altersabhängig ist.

So beginnt das menschliche Immunsystem nach der Geburt (im Mutterleib ist der Mensch durch das mütterliche Immunsystem weitgehend geschützt), sich an seine neue Umgebung anzupassen. Durch die ersten Kontakte mit den in unserer Umwelt vorhandenen Kranheitserregern, einfacher gesagt durch den Kontakt mit dem uns umgebenden Schmutz, ergibt sich für das Immunsystem die Möglichkeit des Kennenlernens und des ,,Trainierens“ von ,,körpereigen“ und ,,körperfremd“, von ,,nützlich“ und ,,schädlich“, von ,,förderlich“ und ,,krankmachend“.

In diesem Zusammenhang muß auch auf die Wichtigkeit des Erlebens von (Kinder-)Krankheiten aufmerksam gemacht werden. Die weit verbreitete frühzeitige und unkritische Verabreichung von fiebersenkenden Medikamenten und Antibiotika auch bei Bagatell-Infekten, ist für die Entwicklung des menschlichen Immunsystems eher hemmend als hilfreich, da sie dem Immunsystem die Möglichkeiten des ,,Trainings“ nimmt.

Das menschliche Immunsystem erreicht etwa ab dem 10. – 15. Lebensjahr seinen Höhepunkt der Aktivität, das, was man Immun-Optimum nennt.

Schon mit Ende des 3. Lebensjahrzehnts nimmt diese optimale Reaktionsfähigkeit tendenziell wieder ab, um im Alter in eine biologische Immunalterung, also in eine altersbedingte Immunschwächung zu gelangen.

Die Zahl von Krebserkrankungen und Todesfällen verhält sich reziprok, d.h. gegensätzlich zu dem Funktionszustand des Immunsystems.

Es zeigt sich ein Häufigkeitsgipfel im frühen Kindesalter, in dem das Immunsystem noch nicht ausgreift und damit anfällig ist. Hier kommt es besonders zur Ausbildung der kindlichen Leukämien und der frühkindlichen gonodalen Tumorerkrankungen (Tumore der Ovarien und der Hoden).

In der Lebensmitte, entsprechend der Phase des Immun-Optimums, liegt die Zahl der Krebserkrankungen in der Bevölkerung relativ niedrig, um mit zunehmendem Alter wiederum anzusteigen.

Dieses Phänomen, wie aber auch andere Zusammenhänge zwischen Immunsystem und Krebserkrankung, weisen auf die zentrale Bedeutung der Überwachungsfunktion des menschlichen Abwehrsystems hin, auch und gerade im Rahmen einer Krebsbehandlung, die sich als ganzheitlich versteht.

Schlußendlich möchte ich nochmals darauf hinweisen, daß eine effektive Behandlung eines an Krebs erkrankten Menschen wesentlich mehr erfordert als die Erstellung eines detaillierten medikamentösen Behandlungskonzepts, welches für sich allein genommen unzureichend sein muß.

In den allermeisten Fällen erfordert die Geschichte und der Verlauf der Krebskrankheit die Einbeziehung aller genannten Denk- und Handlungsansätze, um dem Menschen in seiner umfassenden Existenz und allen diesbezüglichen Lebensäußerungen gerecht zu werden.

Eines erscheint mir noch wichtig anzumerken: In der modernen Schulmedizin ist immer häufiger die Rede von der „Patientenführung“. Die Begrifflichkeit des Arztes als handelndes Subjekt und des Patienten als des zu behandelnden (oder zu führenden) Objekts geht an den wirklichen Erfordernissen vorbei, schlimmer noch: Das tradierte Arzt-Patienten-Verhältnis zementiert den Krebskranken in den ihn ausgangs krankmachenden Strukturen des gut funktionierenden Objekts ohne eigene Bedürfnisse und Sehnsüchte.

Es verschlimmert die Krankheitssituation, statt sie zu wenden. In der Biologisch-Ganzheitlichen Krebstherapie kann es nur darum gehen, daß der Therapeut als fachkundiger Begleiter eines an Krebs Erkrankten freundschaftliche Hilfestellungen zu geben bereit ist, um dem Patienten zu helfen, sich aus seiner anhaltenden Krise selbst herauszubewegen. Ein Herausführen des Betroffenen ist nicht möglich und scheint aus ganzheitlicher Sicht im Gegenteil schädlich.

Als Therapeuten sollten wir uns auf die genannte fachlich-freundschaftliche Hilfestellung beschränken, diese aber mit aller Vehemenz betreiben. Dem Kranken sollten wir den Rücken stärken und ihn in die Lage versetzen, seine Bedürfnisse anzusehen, sie zu formulieren und durchzusetzen – auch und gerade gegenüber der herrschenden Medizin.

 

 

Literatur

(1) Fritz Zorn: Mars, Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt/Main, 1979, 5.25

(2) Karl Marx, Marx-Engels-Werke, Schriften bis 1844, Dietz-Verlag Berlin, 1974, Epikureische Philosophie, S.99

(3) Friedrich Nietzsche: Schopenhauer als Erzieher, in: über Arthur Schopenhauer, Diogenes Verlag, Zürich 1977, S.55 ff.

(4) Norbert Elias: Über die Einsamkeit der Sterbenden, Bibliothek Suhrkamp, Frankfurt/M., B 772, 1990, S.98 ff.

 

 

aus ICH 4/ 91 (leicht gekürzt)